Mit Ouzo und Zaziki durch Sturm und Hitze – Segeltörn Woche 1!

Pünktlich zur verabredeten Zeit stehen wir mit zwei voll gepackten Rucksäcken am Zürcher Flughafen. Im Geiste gehen wir nochmals alles durch und hoffen nichts vergessen zu haben. Die Reise, die wir nun im Begriff sind anzutreten ist eine Premiere, ein ganz neues Abenteuer. Wir werden das erste Mal eine Segelyacht chartern und für vier Wochen an Bord einer Benetau Oceanis 41.1 das Skipperpaar sein. Jede Woche nehmen wir andere Freunde mit und sind jeweils zu sechst.

Mit Ausnahme dieser ersten Segelwoche. Unsere Freunde Nic und Sabrina begleiten uns. Alles ist perfekt vorbereitet – das hoffen wir zumindest. Ein kleines mulmiges Gefühl schwingt mit, aber wir vier haben schon so manche Situation zusammen gemeistert… Wir denken zurück an Camping im Gewitter am Jazzfestival von Montreux…

Also: Was soll da schon kommen?

Wir borden den Flug, der uns nach Athen bringt. Um 3 Uhr morgens kommen wir im Hotel an, ein wunderschönes Appartement ganz in der Nähe zum Hafen Alimos. Von unserer Terrasse sehen wir ein Feuerwerk. Der Gin aus dem Duty Free wird geöffnet. Ein erster Schluck: „Auf Poseidon!“ …auf dass er uns allzeit gnädig gestimmt sein möge.

Bis zur Übernahme unserer Yacht verbringen wir einen tollen Tag in Athen. Die Hitzewelle hat uns fest im Griff: 43 Grad sind nicht ohne, wenn man aus der regnerischen Schweiz kommt. Wir besuchen die Agora, Athens grösste orthodoxe Kirche und das coole Viertel Plaka.

Crew Nr. 1

Um 17 Uhr ist es dann soweit: Wir beziehen unser Zuhause für die nächsten vier Wochen, Segelyacht Baujahr 2016 mit dem passenden Namen „Fearless D“. Die Einweisung ist speditiv und freundlich. Unser Vercharterter bietet uns ausserdem den Service von gelieferten Lebensmitteln und so bekommen wir die komplette Einkaufsliste von Woche 1 aus unserem neuen Kochbuch „Kochen auf See“ direkt angeliefert.

Der Hafen von Alimos ist kein Highlight und so beschliessen wir spontan doch schon heute, anstatt erst morgen früh, auszulaufen. Wir steuern die Insel Salamis an, was eine Stunde Fahrt bedeutet, welche wir zum Eingewöhnen unter Motor absolvieren. Für die Nacht finden wir ein feines Ankerplätzchen und das dazugehörige Manöver klappt auf Anhieb.

Fearless D Beneteau Oceanis 41.1

Leider ist die erste Nacht bei über 35 Grad Aussentemperatur nicht gerade erholsam. Einige schlafen an Deck, Andere in der Koje mit Eiswürfelbeuteln… Aber auch das gehört zum Seglerleben mit dazu!

Ein zweiter Tag

Heute schauen wir uns das Städtchen Aigina an. Es ist nur wenige Segelstunden entfernt und verbreitet einen lokalen Charme. Wir flanieren durch die Strassen, essen Fisch, trinken einen „Freddo Chappuccino“, welcher nebst Ouzo wohl das Nationalgetränk zu sein scheint. Ein Badestopp fehlt natürlich auch nicht!

Weil für die Nacht starke Winde vorausgesagt sind, sucht Reto einen Ankerplatz, der so gut wie möglich geschützt ist. Wir landen in Perdrika hinter einer kleinen Landzunge – hier sollten wir sicher sein. Höchste Sorgfalt beim Ankermanöver… Die Felsen wirken bei den Winden wirken bedrohlich nahe. Was kommt wohl auf uns zu?!

Mehr Wind als erwartet.

Um 2 Uhr nachts herrscht Chaos um uns herum. Windestärken um die 7 Bofort blasen uns und unserer Fearless D um die Ohren. Wir liegen in der Koje und hören alle möglichen furchteinflossenden Geräusche…. Knarren, klirren, pfeifen, quietschen… Wir haben keine Ahnung, was das alles sein könnte! Letztendlich stehen wir auf. Ankerwache ist jetzt angesagt. In der Dunkelheit wirken die Felsen noch viel grösser…

Nach wenigen Minuten findet sich die ganze Crew an Deck. So harren Nic, Sab, Reto und ich zusammen aus, bis am Horizont die Sonne wieder erscheint.

Ankerwache

Segler haute Couture: die Rettungsweste.

Zwar macht die Sonne alles freundlicher, aber wir haben Winde, die an Sturm grenzen… So weist uns Reto in den Gebrauch der Rettungswesten und Sicherungsleinen ein. Wir segeln hart am Wind und die Crew merkt das erste mal was „Kränung“ ist. Diese ungewohnte Schrägstellung vom Boot erzeugt kurze Schreckmomente (völlig unnötig, denn: Ein Segelboot kann niemals kentern!) und bei Sab leider auch ein wenig Seekrankheit…

Wir nehmen Kurs auf Erimoni (Peleponese).

Der Wind hat nachgelassen, wir haben ein feines Ankerplätzchen vor den Hafen gefunden, schwimmen im Sonnenuntergang und essen am Abend an der Waterfront.

Sonnenaufgang

Gestrandet im Hafenbecken.

Nach einem feinen Abendessen wollen wir mit dem Dingi (Beiboot) zurück zu unser Yacht zu fahren. Alle sitzen, die Leine ist los, wir stossen uns von der Hafenmauer ab. Wir treiben in der Dunkelheit, als der Motor keinen Ton von sich geben will. Gefühlte 20 Augenpaare sind auf uns gerichtet. Ist das der Moment, mit dem wir uns ins „Hafenkino“ einreihen werden? Reto probiert es noch einige Male. Bestenfalls ein Absaufen des Motors ist zu hören. Mit den Flipflops paddeln wir zurück and Ufer.

Was nun?! Unser erster Tipp liegt auf fehlendem Benzin. Doch hier hat um 23 Uhr keine Tankstelle mehr auf.

Müssen wir auf einer Hafenbank schlafen?

Noch nicht mal rüberschwimmen wurde etwas bringen… Im Wasser kann man den Ersatzkanister Benzin ja auch nicht transportieren. Ausserdem ist as Boot ziemlich weit weg. Mit den Flipflop-„Paddeln“ würde uns die Strömung abtreiben.

Doch in diesem Moment will gerade eins der letzten anderen Dingis ablegen… Wir hoffen auf einen Taxiservice für einen von uns, um unser Beginn zu holen. Aber es kommt sogar noch besser: Der freundliche griechische Skipper schenkt uns den Inhalt seines Ersatzkanisters und wir vier können ohne weitere Probleme zu unserem Boot zurückfahren.

Spetses voraus!

Wir segeln hart am Wind und können deshalb einige Strecke überwinden. Wir geniessen den Tag mit schwimmen am Badestrand auf der Rückseite der Insel Spetses – natürlich darf da auch unser aufblasbarer Flamingo namens Bernadette nicht fehlen. Am Abend feiern wir eine spontane Bootsparty und singen unsere Songs raus in die einsame Bucht…

Wir haben bestes Segelwetter, können die Segel setzen und besuchen Spetses Town. Jetzt merken wir was es auch bedeutet, das Skipperpaar zu sein: An Bord zu bleiben, wenn es zu stark windet und die Gäste allein die Insel erkunden zu lassen. So bleiben wir auf unserer in den Wellen schwankenenden Fearless D und beobachten den Halt des Ankers…

Für die Nacht sucht uns Reto ein ruhigeres Plätzchen in einer Bucht und auch wir schaffen es noch nach Spetses. Die Leute sind freundlich, die Gässli typisch griechisch, faule Katzen liegen vor den Hauseingängen und wir suchen uns ein herziges Restaurant im alten Hafen, wo wir den Tag bei einem feinen Fischgericht ausklingen lassen.

Die Schönheit: Insel Hydra.

Eigentlich liegt Hydra schon auf unserem Rückweg nach Athen. Diese Insel ist autofrei und schon vom Boot aus sehen wir die Locals auf ihren Eseln. Auf den ersten Blick scheint die Zeit hier ein wenig stehen geblieben zu sein, doch das heisst nicht, dass die Menschen hier nicht kreativ sind.

Da wir nicht im Hafen ankern konnten (Flottilen-Verseucht!), sondern uns in einer Bucht neben der Stadt befinden, sehen wir einen halb-stündigen Fussmarsch in der prallen Sonne vor unserem geistigen Auge. Doch weit gefehlt! Wassertaxis holen einen bequem direkt am eigenen Boot ab!

Der gutgelaunte Chauffeur rast mit circa 80 Sachen übers Wasser und pfeifft dabei entspannt Sirtaki & Co.

Hydra ist eine Schönheit. Die alten Häuser säumen den Hafen und ordnen sich terrassenförmig am Hügel an. Hier gibt es perfekte Fotospots in Hülle und Fülle. Dazu kommen herzige Geschäfte, Strassencafés und auch schöne Restaurants.

Spontan beschiessen wir länger zu bleiben wie geplant und noch ein bisschen länger diesen schönen Platz zu geniessen…

Hydra Pano

Und schon ist es wieder Freitag…

35 Seemeilen sind es bis Athen – unserem Ziel für heute. Das macht circa 5 Stunden fahrt oder segeln. Reto versucht hat es schon abwechslungsreich zu gestalten mit einem Bade- und Lunchstopp vor Aigina.

Livemusik mit Tzaziki.

Für unsere Gäste bleibt das Urlaubsfeeling bis zu letzt, in Athen, in einer griechischen Taverne in der Nähe zum Hafen.

Wir haben in dieser ersten Segelwoche viel erlebt, viel dazugelernt, einige Situationen gemeistert und mit lieben Freunden einmal mehr ein Dreamteam gebildet.

Nun hoffen wir, dass in den nächsten drei Wochen ebenfalls alles so reibungslos ablaufen wird und wir alle genauso viel Spass haben wie bei dieser Premiere.

Ein Dankeschön

Dieser Post wurde teilweise von Compass24.ch gesponsert, unserem Segelausrüster. Sie haben uns mit hochwertigen Artikel für diese Reise ausstaffiert. Vielen Dank – wir können Ihren Service wärmstens empfehlen!

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Route Woche 1

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1 Comment

  1. Ouzo und Tzaziki ist doch eigentlich die beste Kombination 🙂

    Ich habe zudem deine Instagrambilder verfolgt und bin ziemlich neidisch! Griechenland ist dieses Jahr der absolute Trendsetter! Ich habe das Gefühl das jeder dieses Jahr einmal da gewesen ist 😀

    Ich könnte es jedenfalls auf einem Segelboot nicht verkraften. Gerade bei den starken Winden. Ich werde so Seekrank und dann noch bei der Hitze… Aber sowas ist auch reine Gewöhnungssache. Ich muss jedenfalls bei kurze Segeltrips immer meine Reisetabletten dabei haben.

    Wünsche euch noch ganz viel Spaß auf eurer Segeltour 🙂

    Liebe Grüße

    Saskia

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