Wow! Also hier sind wir in Panjim, der ‚Hauptstadt‘ von Goa, ein – für indische Verhältnisse – verschlafenes Nest an der Westküste Indiens und testen ein kleines ‚italienisches‘ Restaurant im Obersgeschoss eines alten Kolonialhauses. Gemäss Nachfrage ist der Chef Inder. Also taufen wir auch dieses Restaurant einen ‚Indaliener‘. Bisher haben wir einige ‚Indaliener‘ ausgetestet – und sämtliche waren im Bereich ’naja‘.
Wir bestellen einen Ruccola-Salat mit gegrillten Peperoni, Spargel, Birnen, Parmesan und Balsamico-Dressing. Dazu gibt es einen Brotkorb mit feinem, ofenwarmen Foccacia. Als Hauptgang gibt es ein Champagner-Risotto mit Spargel und Pilzen, sowie Spaghetti al Salmone, mit Vodka-Creme Sauce, Sparglen und Rauchlachs. Dazu einen indischen (!) 2007er-Cabernet Sauvignion.
Wir sind überrascht – der Salat ist knackig, frisch, würzig, aromatisch, der Parmesan original. Einfach eine herrliche Abwechslung zum zwar köstlichen, aber verkochten indischen Essen. Das Risotto hat eine perfekte Konsistenz, schmeckt herrlich würzig und weist die typsichen Parmesan-Fäden zwischen den Reiskörnern auf. Ebenso die Pasta – al dente, gut abgeschmeckt, mit feinem, leicht geräuchertem Lachs, frischem Petersilie. knackigem Spargel und frischem Basilikum garniert.
Sogar der indische Wein schmeckt. Den indischen Chardonnay konnten wir bereits testen – aber auch der Rotwein ist …vielleicht nicht grad exquisit, aber dennoch sehr trinkbar. Fruchtig und frisch.
Die Pizza, die am Tisch nebenan geliefert wird, sieht super aus. Aus dem Holzofen, fein ausgerollter Boden, echte italienische Salami, spanische Oliven… wir beschliessen, morgen abend wieder hierher zu kommen.
Warum denn ein ‚leider typischer‘ Abend? Die Rechnung kommt. In Indien ist es so: Alles, was auf der Rechnung erscheint, muss auf der Karte erwähnt sein. Wie in der Schweiz („Alle Preise inkl. 7,6% MWST“). Im Falle Indien’s gibt es zwei Surcharges: Steuern und Service Gebüren. Steuern variieren je nach Staat, Service Gebüren sind max. 10%.
Service Gebüren sind erwähnt auf der Karte, der Satz „Applicable Taxes apply“ ist dick durchgestrichen – ergo, inklusive. Aber welch Überrsaschung, 12,5% Steuern befinden sich auf der Karte. Wir hatten die Situtation schon öfters in Indien. Es geht wie folgt:
1) Man reklamiert die Rechnung, mit dem Verweis, dass die Steuern auf der Karte erwähnt sein müssen.
2) Man verlangt den Manager und erklärt es im nochmals.
3) Obwohl er merkt, dass er erwischt wurde, bleibt er bei seiner Version.
4) Man erklärt ihm, dass er viele Rupien mit uns verdienen wird, wenn er einfach die Steuern schreicht.
5) Er besteht darauf, dass alle (und damit meint er Touristen) die Steuern zahlen müssten.
6) Man legt den exakten Betrag (darum- immer kleine Scheine mittragen) auf den Tisch und steht auf.
7) Man läuft aus dem Restaurant- gefolgt von der gesamten Belegschaft und den Augen der anderen Gästen.
8) Man hört Drohungen hinter sich, einen verwirrten Security Guard vor sich, ignoriert selbigen… und ärgert sich, keine Chance mehr auf eine gute Pizza zu haben die nächsten Abende.
So geht’s. Wie gewonnen, so zeronnen.
„No Sir, our Chef is Indian“. Das ist wohl doch die Kernaussage.